Wissen, woher man kommt...

HERKUNFT
ENTWICKLUNG
IDENTITÄT
…um zu wissen, wohin man geht!

Unsere Identität ist nicht statisch, sondern entwickelt sich im Laufe der Zeit entsprechend unseres sozialen, kulturellen und persönlichen Umfelds. Sie entwickelt sich aufgrund diverser Erfahrungen, dem Austausch und Umgang mit anderen Menschen und der kulturellen Herkunft.

Die Identitätsentwicklung ist somit ein dynamischer Prozess, der von etlichen Faktoren geprägt wird. Dabei können vor allem soziale Erfahrungen, familiäre Beziehungen und einschneidende Ereignisse wie Erfolge, Misserfolge oder Verluste einen erheblichen Einfluss auf die Selbstwahrnehmung und die Art und Weise, wie sich eine Person definiert, haben.

Die Suche nach der eigenen Identität ist ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung junger Mensche – umso mehr von Jugendlichen, die in einem komplexen und/oder schwierigen, familiären Umfeld aufgewachsen sind und sich in Krisensituationen befinden.

ZIEL

Ziel dieses Projekts ist es, den Jugendlichen aus sowohl SOLINA Solidarité Jeunes wie auch externen Einrichtungen die Möglichkeit zu geben, ihre Wurzeln zu entdecken, indem sie ihre Familie im Herkunftsland der Eltern oder der Großfamilie besuchen und kennenlernen. Für Jugendliche in Krisensituationen hat die Suche nach Identität und einem Gefühl der Zugehörigkeit eine ganz besondere Bedeutung. Dabei spielt das Kennenlernen der eigenen Familiengeschichte meist eine sehr wichtige Rolle und kann dabei helfen eigene Werte, Überzeugungen und Lebensziele in Frage zu stellen und folglich den Sinn der eigenen Existenz neu zu definieren.

Die eigene Herkunft und Identitätssuche wird zum Mittel um dem eigenen Leben einen (neuen) Rahmen zu geben, um besser in der Gegenwart zu leben und mit mehr Hoffnung, Gelassenheit und Resilienz in die Zukunft zu blicken.

ZIELPUBLIKUM

Ein Großteil unserer Klienten·innen sind Jugendliche und junge Erwachsene, die sich entweder freiwillig oder gerichtlich in einer unserer Wohngruppen wiederfinden. Sie sind meist in einer komplexen Übergangsphase vom turbulenten Familienleben geprägt von Brüchen und Krisen, hin zum Erwachsenenwerden – eine Sitation, die selten leicht zu bewältigen ist. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die Jugendlichen meist auch in einer ausschlaggebenden Phase der Identitätsbildung. In einer von negativen Ereignissen geprägten Lebenssituation und einem sich verändernden Umfeld (Familie, Wohnort, Schulbildung,…), ist dieser Übergang jedoch alles andere als leicht und resultiert oft in einer Lebens- und/oder Identitätskrise.

Die Zielgruppe dieses Projektes ist eine sehr heterogene Gruppe Jugendlicher, die die Bevölkerung Luxemburgs widerspiegelt: europäische und nicht-europäische Menschen, in Luxemburg oder anderswo geboren, Kinder von Einwanderern oder Flüchtlingen – alle mit sehr unterschiedlichen kulturellen und religiösen Hintergründen.

Projektablauf - 3 essenzielle Phasen

1. Bedürfnisse identifizieren

Die individuellen Bedürfnisse unserer Klienten·innen haben für uns oberste Priorität. Die Jugendlichen können (und sollen) jederzeit in ihrer Wohngruppe und/oder bei psychologischen Interventionen, ihre Bedürfnisse, Anliegen und Unbehagen zum Ausdruck bringen.

Dies ist besonders wichtig für unsere Betreuer·innen und Psychologen·innen, um so feststellen zu können, ob eine Reise ins Herkunftsland zum Wohlbefinden und der Persönlichkeitsentwicklung der betroffenen Person beitragen kann. Angesichts der großen Zahl an Jugendlichen mit Migrationshintergrund, sind unsere Teams besonders sensibel für die spezifischen Herausforderungen, die mit der Migration und der Integration verbunden sind.

2. Reisevorbereitung

Unterstützung durch das professionelle Umfeld:
Die Unterstützung durch eine·n Betreuer·in und/oder Pschologen·in ist im Prozess der Identitätssuche essentiell. Nur so kann der·die Klient·in auf die anstehende Begegnung mit der Familie vorbereitet werden, die Erwartungen auf die Reise geklärt und die Phase der Rückkehr definiert werden.

Austausch mit dem familiären Umfeld:
Vor der Reise sollte das familiäre Umfeld in den Prozess einbezogen, sei es die Familie in Luxemburg oder im Herkunftsland. Einige Jugendliche haben genaue Erinnerungen an die Familie, die im Land geblieben ist, andere nicht. Die Kontaktaufnahme mit der Familie vor der Abreise ist entscheidend, um den Zweck der Reise klar zu definieren, die Erwartungen aller Beteiligten offen zu legen und die Kommunikation vor Ort zu erleichtern.

Vorbereitung auf den Kulturschock:
Die Auswirkungen, die ein Kulturschock bei der Ankunft am Zielort haben kann, sollten nicht unterschätzt werden. Die Jugendlichen müssen darauf vorbereitet werden, um so eine positive Haltung gegenüber des Unerwartenden und der kulturellen Veränderungen zu bewahren, Vorurteile abzubauen und offen zu bleiben.

Vorbereitung auf die Reise:
Vor jeder Reise sollten die folgenden Variablen definiert und festgehalten werden:
_ Den für alle am besten geeigneten Zeitraum festlegen und dabei die schulischen und beruflichen Verpflichtungen jedes Einzelnen berücksichtigenk.
_ Den Ort der Unterbringung entsprechend der Aufnahmekapazität, den Mitteln und der Verfügbarkeit der Familie organisieren.
_ Ein genaues Programm mit Aktivitäten, Treffen und Reisen festlegen.

3. Die Rückkehr

Die Rückkehr ist ein entscheidender Moment und ihre Vorbereitung sowie Handhabung darf keinesfalls vernachlässigt werden.

Die Reise und die Begegnungen haben möglicherweise zusätzliche Fragen aufgeworfen und komplexe und manchmal widersprüchliche Gefühle ausgelöst. Die Jugendlichen sollten nach ihrer Rückkehr ihre Erfahrungen und Gefühle mitteilen und auf ein aufmerksames Zuhören treffen. Sie sollen ermutigt werden, ihre vielfältigen Gefühle (Freude, Trauer, Verwirrung,…) auf eine konstruktive Weise auszudrücken und zu überlegen, wie sie die neuen Erfahrungen und Perspektiven in ihr tägliches Leben integrieren können. Bei Bedarf kann hier auch unser psychologische Dienst von HAUS 13 unterstützen, um den Jugendlichen zu helfen, die gemachten Erfahrungen und die daraus resultierenden Fragen besser zu verarbeiten. Die Psychologen·innen und Psychotherapeuten·innen sind in verschiedenen psychotherapeutischen Ansätzen qualifiziert, unter anderem auch in der Traumatherapie, und können so ihr Fachwissen nutzen, um den individuellen Bedürfnissen gerecht werden.

Das Wichtigste ist, dass die Betreuung der Jugendlichen nach ihrer Reise gewährleistet ist und sie so bei der Suche nach der eigenen Identität unterstützt und bei der Integration in ihr Umfeld und in die Gesellschaft begleitet werden.

IMPAKT

Wir sind sehr stolz sagen zu können, dass wir mit dem Projekt „Meng Wuerzelen“ äußerst positive Erfahrungen machen konnten. Wir haben bereits eine Reihe von Jugendlichen bei ihrem Vorhaben, ihre Familien zu besuchen und kulturellen Wurzeln zu entdecken, unterstützt. Wir haben unter anderem Reisen in Herkunftsländer wie Ghana, Gambia, Eritrea und Kap Verde ermöglicht.

Die Auswirkungen waren stets sehr positiv, obwohl die Erwartungen und angestrebte Wirkungen sehr unterschiedlich waren: Verständnis der Familien- und persönlichen Geschichte, Stärkung des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens, Entwicklung einer multikulturellen Identität, Hilfe beim Übergang zum Erwachsenwerden, usw.

Da weder die Jugendlichen noch ihre Familien über die finanziellen Mittel verfügen, um eine solche Reise zu finanzieren, sind wir auf Spenden angewiesen. Sowohl die Ausgaben der Jugendlichen sowie auch ihrer Betreuer·innen müssen gedeckt werden.

Wir sind äußerst dankbar, dass diese Projekt unter anderem von der
Oeuvre Nationale De Secours Grande-Duchesse Charlotte finanziell unterstützt wird.

Mehr Projekte